Verkostungsnotiz 20.7.2001:

Bordeaux 1989/1990

	Wein	Optik 0-5	Bouquet 0-15	Geschmack 0-20	Genereller Eindruck 0-10	Gesamt + 50
1	Lynch Bages 1989	5	12	16	6	89
		Optik: Dunkles Rubin, undurchdringlich aber klar Bouquet: Etwas chemisch, Radiergummi Geschmack: Breite Frucht, etwas flach. Im Abgang bitterer Wermut Global: Nicht besonders beeindruckend Anmerkung: Nachverkostung am nächstem Tag bestätigt diesen Eindruck
2	Conseillante 1989	3	12	16	5	87
		Optik: Granat mit leichtem Braunton, Bodensatz Bouquet: Süßlich nach Faß Geschmack: Mittlerer Körper, Süßeton, der sich im Nachgeschmack in Bitterkeit verwandelt Global: Wirkt alt, wenig Trinkfreude
3	Pichon Baron 1989	5	13	17	7	92
		Optik: Schwarz mit Braunton, brillant Bouquet: Sehr dezente dunkle Frucht Geschmack: Voller Körper, Lakritze, angenehmer Abgang Global: Wärmender Wein, sehr angenehm
4	Pichon Lalande 1990	4	10	13	3	80
		Optik: Rubin, brillant Bouquet: Stinkerl mit Korktouch, gibt sich zwar mit der Zeit, chemischer Ton bleibt jedoch Geschmack: Voller Körper, aber chemischer Beigeschmack Global: geringer Trinkgenuß – Flaschenfehler?
5	L’Angelus 1989	4	15	18	9	96
		Optik: Rubin mit Schwarzton Bouquet: Kirschlikör mit Rosenton, Champignons Geschmack: Voller Körper, massives Tannin, verdeckte Frucht Global: Sehr hoher Trinkgenuß Anmerkung: Nachverkostung am nächsten Tag bestätigt die hohe Qualität dieses Weines
6	Troplong Mondot 1990	4	14	18	9	95
		Optik: Rubin, klar Bouquet: Dezent süße Kirschen, zunehmend aufsteigend Geschmack: Voller Körper, süßer Ton Global: Sehr hoher Trinkgenuß Anmerkung: Hält sich sehr gut in der offenen Flasche, immer noch sehr gut zu trinken
7	Leoville Lascases 1990	4	15	19	9	97
		Optik: Rubin mit Schwarzton Bouquet: Süßes Gemüsekonzentrat, fast teerig Geschmack: Voller Körper, süße Frucht, lang anhaltender Nachgeschmack Global: Sehr hoher Trinkgenuß Anmerkung: Hält sich in der offenen Flasche nicht sehr gut, ist am nächsten Tag eher dünn, flach und bitter
8	Montrose 1990	4	15	18	8	95
		Optik: Dunkles Granat mit hellem Rand, leichter Satz Bouquet: Süße dunkle Frucht, sehr schön Geschmack: Voller Körper, hängt in den Zähnen, schöner Abgang Global: Wärmender Wein, hoher Trinkgenuß Anmerkung: Hält sich in der offenen Flasche sehr gut, legt bis zum nächsten Tag sogar noch etwas zu
9	Ducru-Beaucaillou 1990	4	11	15	5	85
		Optik: Rubin, klar Bouquet: Aufsteigendes Holz, Möbelpolitur Geschmack: Mittlerer Körper, legt sich am Gaumen etwas chemisch an, wird dann seifig, massives Tannin Global: Fragwürdiger Trinkgenuß Anmerkung: Am nächsten Tag dominieren im Geschmack metallische Bittersalze

Teilnehmer: Gert, Kurt, Nastl, Veit

Essen: Restaurant Zum Blumentritt, St. Ägyd am Neuwald, Mike Johann:

• Amuse Bouche: Helle gekühlte Gemüsecreme mit dünner gerollter Palatschinke gefüllt mit geräuchertem Lachs: Sehr gut, zum Einstieg ev. etwas zu deftig
• Glasiger Räucherwels mit Tomaten und Lavendel, lauwarm serviert: Köstlich
• Schaumsuppe von Erdäpfeln und Junglauch mit frischer Sommertrüffel: Kulinarischer Höhepunkt
• Steinpilz-Krautwickler auf getrüffeltem Risotto: Sehr kreativ und ausgezeichnet
• Pot au feu vom Taubenbrüstchen: Handgemachte Teigblätter gefüllt mit pochierten Karotten und Zeller (blättrig in Rauten geschnitten) köstlich, Taubenbrüstchen etwas zu fest
• Rosa Hirschrücken auf Holler und Kirschen: Insgesamt etwas süß angelegt, jedoch ausgezeichnet, Harmonieerlebnis mit Las Cases. Hirschrücken minimal zu fest
• Weiße Pfirsich Melba: Hausgemachtes weißes Schokoladeeis mit warmer Pfirsichhälfte: Wunderbar
• Pralinen

Genereller Eindruck:

Verkostungen Bordeaux 89/90 sind derzeit international sehr aktuell. Beide Jahrgänge gelten als groß und die Weine haben genug Zeit zum Reifen gehabt, um jetzt den Wahrheitsbeweis antreten zu können. Um den Weinen etwas entgegenzukommen, wurden sie etliche Stunden vor der Verkostung dekantiert. Das Dekantieren war für die meisten Weine sicher von Vorteil, einige Weine haben aber auch immens verloren – insbes. der Lynch Bages, der bei anderen Verkostungen ohne Dekantieren deutlich besser war, möglicherweise war es aber auch eine schwache Flasche. Daß der Lascases stärker als der Montrose bewertet wurde, war etwas überaschend und wurde auch durch die Nachverkostung am nächsten Tag nicht bestätigt. Wie der Montrose war auch der Troplong Mondot am nächsten Tag noch stärker, auch der Angelus hat sich sehr gut gehalten – was bedeutet, dass die Topweine tatsächlich sehr viel Luft brauchen, um sich wirklich entfalten zu können, dass man einige Weine aber überfordert, wenn man sie generell Stunden vor dem Trinken dekantiert. Klar gezeigt hat sich, dass selbst in großen Jahrgängen auch namhafte Weingüter mittelmäßigen Wein produzieren können, was aber die Freude an den gelungenen Weinen nicht schmälern kann. Die Küche war excellent (unser bestes Menü in der letzten Zeit) und den Weinen ebenbürtig – insgesamt ein sehr gelungener Abend.

Sonstiges:

Die Weine wurden in der angeführten Reihenfolge (ausgenommen Montrose, der an die vierte Stelle vorgezogen wurde) in Paaren serviert und blind verkostet.

Organisatorisches:

Nächster Termin: 17.8. Thema noch offen, ev. Hermitage Rot gegen Weiß oder Topweine 1996

2001-07-21/Schriftführer e.h.

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