18.-21. September 2014: Weinreise Champagne

Do 18.9.

Nach Problemen mit dem Mietwagen in Paris (Nastl nach einer vorhergehenden Woche in der Normandie 3 Tage in Paris. Das vermeintlich brillante Konzept, mit dem bereits vorhandenen Mietwagen nach Paris zu fahren und dann Kurt und Burkhard damit vom Flughafen abzuholen stellte sich als etwas ungeschickt heraus. Die Fahrt in das Zentrum von Paris war wegen des massiven Verkehrs bereits abenteuerlich. Das Abstellen für 3 Tage in einer Garage war nicht gerade günstig. Die Fahrt zum Flughafen dann für einen kurzen Stopp in einem Bistro zu unterbrechen endete dann überhaupt fast in einem Desaster, als dann plötzlich der Mietwagen auf einem Abschleppwagen am Bistro vorbei fuhr. Nur ein rascher Sprint ermöglichte die Mitfahrt mit dem Abschleppwagen in eine grottenhaft anmutende unterirdische Garage und den prompten moderat teuren „Freikauf“, sodass die Fahrt zum Flughafen dann mit nur einer kurzen Verspätung fortgesetzt werden konnte. Der absurde Verkehrt in Paris bewirkte dann aber doch eine Verspätung von rund 1 Stunde. Da aber auch die Gepäckausgabe für Burkhard und Kurt etwas länger dauerte, war das dann doch nicht gar so schlimm – also doch noch halbwegs gut gegangen) problemlose Anreise nach St. Martin - wenn auch bei Regen und Gewitter.

 

War gar nicht so leicht, das als unser Quartier zu erkennen

Dann Fahrt nach Epernay. Zuerst auf einen Aperitif in die „Bar a Champagne“

Das Licht in der Bar war etwas schummrig und die Liste der Champagner wegen der merkwürdigen grafischen Gestaltung absurd schlecht zu lesen

2007 Pierre Peters, Les Chetillons, Cuvee Speciale Blanc de Blancs: zu kalt, sehr trocken, Farbe unauffällig, in Summe sehr gut.

Dann Abendessen im Restaurant "Les Berceaux" in Epernay – von außen eher unauffällig, aber exzellentes Essen und respektable Auswahl an Champagnern. Interessant auch die gute Auswahl an stillen Weinen weiß und rot.

 

Zum Essen haben wir folgendes getrunken:

2007 Nicaise, Extra Brut: Etwas schlank, in Relation zum günstigen Preis sehr attraktiv

2010 Telmont, Insolite, Chardonnay: Stiller Weißwein, zwar schlank aber erstaunlich intensiv im Geschmack. Massiver Holzeinsatz

Hmmm ... Sepia und Garnelen, ausgezeichnet

Angler mit Muscheln – ebenfalls sehr gut

Zu den Lammkoteletts dann ein stiller Rotwein aus der Champagne:

2006 Geoffroy, Cumieres Rouge: Hell und schlank, erinnert an einen Irancy

NV Giraud, Code Noir: 100 Prozent Pinot Noir. Schräge Flasche, wirkt billig. Völlig belanglos.

 

Zum Dessert dann noch ein Glas Rose Champagner, detto belanglos

19.9. Am nächsten Tag wieder blauer Himmel. Spaziergang in Epernay in der Avenue de Champagne - eine Prachtvilla nach der anderen

Nach Espresso Fahrt in die Côte de Blancs (Avize, Vertus). Die Weinlese ist voll im Gang

Rosen vor den Rebzeilen zur frühzeitigen Warnung vor Mehltau

Die Ausdehnung der Rebflächen ist unglaublich

Einfaches Mittagessen (nur Salat und Dessert) mit Champagner:

NV Serge Jumel: Typisch als einfachster Champagner – zum Essen OK

Vergebliche Versuche, interessante Produzenten zu besuchen - alle sind mit der Lese beschäftigt. Kleiner Erfolg bei Pascal Doquet, den wir nach etwas abenteuerlicher Suche finden - hier können wir wenigstens eine Flasche kaufen.

 

Danach Besichtigung der Kathedrale in Chalons und Rückfahrt in unser Hotel. In Vorbereitung auf das Abendessen eine Flasche eines lokalen St. Martin Champagners:

 

NV Rigolot, Brut - Blanc de Blancs: Etwas säuerlich, aber zugleich etwas voller als erwartet. Akzeptable Qualität.

Nach kurzer Rast Abendessen in der Briqueterie in Vinay - nicht schlecht, aber nicht so gut wie gestern.

NV Larmandier-Bernier, Longitude: aus biodynamischem Anbau, sehr geradlinig und mineralisch

1986 Renaudin, Brut Reserve Speciale, Magnum: In der Farbe hell und für sein Alter erstaunlich frisch, aber doch mit erkennbaren Altersnoten. Sehr erfreuliche Flasche – noch dazu zu einem akzeptablen Preis

Am nächsten Morgen ein kleiner Fußmarsch zu unserem Auto, das wir am Vorabend beim Restaurant am Parkplatz zurückgelassen haben

Vorbei an den gepflegten Weingärten. Die Reihen stehen so eng, dass Burkhard gerade dazwischen hineinpasst

Die Lese ist schon wieder voll im Gang

Fast alles ist aber schon abgeerntet, lediglich der Pinot Noir hängt meist noch dran

Dann Epernay mit Besuch diverser Champagner-Vinotheken. Wieder was gelernt: Es gibt auch einen Süßwein oder besser Likör auf Basis eines gespriteten Traubensafts namens Ratafia

... und natürlich auch einen Marc de Champagne

Dann Einkaufen für das Picknick und Suche nach einem geeigneten Platz.

 

Der Andrang bei den netten Plätzen war allerdings groß und wir mussten uns mit einer Steinbank im Schatten zufriedengeben - war aber trotzdem recht nett

Getrunken haben wir den direkt am Weingut gekauften

2004 Pascal Doquet,  Les Mesnil GC, Blanc de Blancs: Eher voll mit leichter Nussnote - exzellente Flasche.

 

Danach noch eine als „Reserve“ mitgenommene Flasche von Rigolot, NV Blanc de Blancs: Tut sich etwas schwer nach dem Doquet, eher leicht und einfach, Richtung Sprudelwasser. Gewinnt ungemein in Kombination mit Butterkeksen

Blick von unserem Picknickplatz in das Land – an den hellen Feldern ist der hohe Kreideanteil im Boden gut erkennbar

Planung der nächsten Schritte. Danach auf nach Oeully zu Tarlant - siehe da, trotz Erntezeit offen für Verkostungen

Barriques für die Gärung des Chardonnay in den Fässern

Wir nehmen von Verkostungen aber Abstand und kaufen gleich eine Flasche 2003 Tarlant, La Vigne d'Or, Blanc de Meuniers: Schlank und säurebetont, nicht so "sättigend" wie der Doquet

Rückfahrt in das Hotel durch das Marne-Tal

Als Aperitif im Innenhof unseres Quartiers:

1995 Bollinger,  R.D. Extra Brut: Helles Goldgelb,  etwas voller im Geschmack aber nicht fett. Leichte Altersnoten,  aber nicht so gut wie teuer

Am Abend nach einer etwas längeren Taxifahrt Abendessen in der Auberge Le Relais in REUILLY Sauvigny.

 

Der Schriftführer nützt die durch den Verlust der Lesebrille des Kassiers entstehende Gelegenheit rücksichtslos dazu aus, die Weinkarte zu monopolisieren und wählt zwei Champagner nach bestem Wissen und nach Rücksprache mit dem Kassier aus. Der Präsident darf dann zwar auch noch einen Blick in die Karte machen, wird aber mit seinen Vorschlägen völlig ignoriert. Das gleiche gilt für seinen Widerstand gegen die Idee, die beiden ausgewählten Champagner in zwei Gläsern parallel zu verkosten. Der Präsident fühlt sich dadurch bevormundet und verbreitet negative Vibrationen. Daraufhin verliert der Sommelier die Kontrolle über die Situation (der Präsident muss das Mineralwasser kosten und kriegt eine Champagner-Mischkulanz eingeschenkt), was für zusätzliche Irritationen sorgt.

 

Das Essen geht so – nach dem Picknick haben wir doch nicht mehr so viel Appetit

NV Agrapart, 7 Crus: Kontroverse Beurteilung - von nettem Aperitif bis zu etwas unangenehmen Hefenoten im Bouquet

1998 Cuvee William Deutz: Minimale Altersnoten,  Veuve Cliquot ähnlich,  Andeutung von Brausepulver,  Allerwelts-Champagner.

 

Zum Dessert versuchen wir dann noch einen Ratafia – zum Dessert brauchbar, aber zu alkoholisch und nicht wirklich von Interesse.

 

Zurück im Hotel noch ein Glas vom Bollinger als Trost

Am Sonntag nach dem Frühstück noch einen restlichen Schluck vom Bollinger,  dann Aufbruch nach Reims.  Besichtigung der Kathedrale - spürbar ein Kraftort

Wir kommen gerade zurecht zu einer Messe für den Frieden mit einem Chor (der u.a. das Kyrie aus der Krönungsmesse von Mozart singt - die Kathedrale ist gut besucht und die Stimmung beeindruckend

Mittagessen im Flo einfach aber OK

2009 Jacqueson, Cuvee 737: Mit Biss - säuerlich und erfrischend.

 

Beeindruckend die ausführliche Deklaration auf dem Rücketikett vom genauen Prozentsatz der Dosage bis hin zum Termin des „Degorgements

Dann zurück Richtung Paris Flughafen CDG und Rückgabe des Mietautos.

 

Langwierige Prozedur beim Einchecken und das übliche langweilige Warten. Wir kommen zwar müde aber eher pünktlich in Wien an

 

Gesamteindruck: Informative und interessante Reise. Die ganz großen kulinarischen Ereignisse sind allerdings ausgeblieben und die wirklich guten Flaschen waren auch eher rar. Immerhin ist klar geworden, dass Champagner nicht nur ein Getränk für den besonderen Anlass, sondern auch ein einfaches Alltagsgetränk sein kann. Anders als Clive Coates können wir uns allerdings nicht vorstellen, ausschließlich Champagner zu trinken.

 

Die Reisezeit war gerade während der Lese, daher war das Besuchen kleinerer Weingüter sehr schwierig, aber wir haben doch den Eindruck gewonnen, dass kleinere Produzenten sehr interessante Flaschen zu bieten haben.

 

Als Begleiter zum Essen ist der Champagner allerdings weniger universal als so mancher stiller Wein egal ob rot oder weiß. Speziell Fleischgerichte und Käse sind eher nicht so gute Partner mit Champagner, Meeresfrüchte und Fischen passen hingegen in der Regel perfekt