Verkostungsprotokoll
27.9.96:
Rhone 88/89/90
Pegau/Beaucastel/Jaboulet
- Der Vergleich zwischen Jahrgängen einer Region ist eine
der reizvollsten Aufgaben für einen Weinverkoster, da damit
die größte Faszination des Themas Wein auf den Punkt
gebracht wird: Es gibt jedes Jahr einen neuen Wein mit spezifischen
Merkmalen, der regionale Charakter und die Handschrift des Produzenten
bleiben jedoch meist erkennbar. Dazu kommt noch, daß sich
die Weine weiterentwickeln: Jede Flasche ist im Endeffekt ein
Unikat.
- Konkret verglichen wurden Pegau Chateauneuf du Pape
(einer der stillen Stars im ohnehin eher preisgünstigem Rhonetal
mit unglaublich günstigem Preis/Leistungsverhältnis),
Beaucastel Chateauneuf du Pape (besser bekannt, oenologisch
trotz hoher Tradition am Stand der Technik, faszinierend konstant
in der Leistung) und Jaboulet Côte Rotie La Chapelle
(hier handelt es sich um einen Großbetrieb in Produktion
und Handel, der neben einer Unzahl von Massenweinen auch eine
Reihe hochqualitativer Weine produziert, die konstant höchstes
Lob erhalten. Es ist verblüffend, mit welcher Selbstverständlichkeit
man bei Jaboulet vor Ort die ausgesuchtesten Raritäten wie
etwa La Chapelle kaufen kann. Bei vielen anderen Produzenten muß
man ja geradezu einen Eiertanz aufführen, um an die wirklich
guten Weine heranzukommen). Da Jaboulet so viele Weine produziert,
verwenden wir in der Folge nur die Bezeichnung La Chapelle.
Pegau 88:
-
- Dunkles Granat, beeriges Bouquet. Ausgewogener Geschmack ohne
Ecken, praktisch säurefrei. Guter Abgang. Ein klassischer
Chateauneuf du Pape im positiven Sinn. 91 Punkte
Beaucastel 88:
-
- Mittleres Rubin, etwas Gemüse in der Nase, mittlerer
Körper mit im Vergleich zum Pegau deutlich erkennbarer Säure,
guter Abgang, ebenfalls mit etwas Säure. 92 Punkte (siehe
zum Vergleich die Rhone/Piemont-Vergleichsverkostung vor etwa
einem Jahr: Da wurde derselbe Wein mit 82 Punkten bewertet)
La Chapelle 88:
-
- Extrem klares Rubin, Kirschton. Intensiver Geschmack mit Kirschton.
Langer Abgang. Gewisse Ähnlichkeit mit den Lagenweinen von
Guigal. 94 Punkte
Obwohl die beiden anderen Weine eine höhere Bewertung
haben, scheint der Pegau am angenehmsten zu trinken.
Pegau 89:
-
- Dunkles Rubin, dunkle Frucht im Bouquet, voller Körper
mit dem Jahrgang entsprechendem intensivem Geschmack, schöner
Abgang. 93 Punkte
Beaucastel 89:
-
- Dunkles Rubin, fast schwarz. Deutliches Gemüse im Bouquet,
Burgundercharakter. Massive Frucht, viel Körper, Lakritze
im Geschmack, hinterhältiges Tannin im Abgang. 95 Punkte
La Chapelle 89:
-
- Mittleres Rubin, sehr klar. Kirschlikörton im Bouquet.
Dieser Ton wiederholt sich auch im Geschmack. Langer Nachgeschmack.
96 Punkte
89 schlägt der große Jahrgang voll durch: Alle
Weine sind opulent und äußerst geschmacksintensiv.
Pegau 90:
-
- Dunkles Granat, dunkle Frucht im Bouquet, samtiges Tannin,
beerig im Geschmack, kaum Säure. Langer Abgang. 95 Punkte
Beaucastel 90:
-
- Schwarzes Rubin, wieder Gemüse in der Nase, feine Frucht,
leichte Säure, langer Abgang, lehr langer Nachgeschmack.
94 Punkte
La Chapelle 90:
-
- Wieder mittleres Rubin, sehr klar. Wieder Kirschlikörton
im Bouquet. Dieser Ton wiederholt sich wieder auch im Geschmack.
Wieder langer Nachgeschmack. Der 90er La Chapelle ist vom 89er
kaum zu unterscheiden. 96 Punkte
90 ist so wie 89 ein großes Jahr - die Weine sind jedoch
eine Spur weniger opulent, dafür etwas klarer und strenger
angelegt. Wo immer man einen dieser Weine findet sollte man zuschlagen
- es ist bis dato nichts besseres nachgekommen.
Teilnehmer: Mag. Kurt Ertlbauer, Dr. Gert Keller, Dr. Wilfried
Knapp, Veit Ludwig, Dr. Burkhard Maier, Rudolf Nowak.