Bericht Studienreise Bordeaux

vom 20.-23. September 2001

 

 

 

 

 

 

 

 

Do 20/09/01: Der Flug 12:35 ab Wien via Paris nach Bordeaux mit planmäßiger Ankunft um ca. 18 Uhr verläuft ereignislos – sieht man von den verschärften Sicherheitskontrollen ab, denen sogar ein Flaschenöffner und eine Nagelschere zum Opfer fallen. Dann mit dem Mietwagen (Ford Galaxy mit Mandi als Chauffeur mit bewährt ruhiger Fahrweise) nach Pauillac ins

Hotel/Restaurant Chateau Cordeillan-Bages (2 Michelin Sterne und Sitz des Weininstitutes von Bordeaux). Nach kurzem Spaziergang Abendessen im Haus: Menü anhand der Karte frei zusammengestellt, sehr gute Küche, Fisch und Lamm sehr überzeugend, Service sehr gut. Empfehlenswertes Lokal.

Weine:

§         JL Chave Hermitage blanc 1995: Etwas üppig und geil (passt gut zu Butterbrot!), aber sehr gut. 96 Punkte

§         Danach ein weißer Burgunder NSG, der abgesehen von einem leichten Limettenaroma nicht weiter in Erinnerung blieb

§         Haut Marbuzet 1998: Sehr hoher Trinkgenuß, ca. 92 Punkte

§         Gruaud Larose Larose 1989: Lakritze, voller Körper, schöner Wein. 96 Punkte

§         Banyuls SIVIR 1929: Für den Wein einer Genossenschaft erstaunlich. Helle Farbe, erkennbar alt, vergleichbar Portwein. 92 Punkte

           

Fr 21/09/01: Nach dem Auschecken aus dem Hotel Besuch einiger Chateaux im Gebiet Pauillac:

10:00  Chateau Pichon Longueville Baron: Sehr moderner Betrieb mit elektronisch gesteuerten Stahltanks für die Gärung. Hauptwein Pichon Longueville Baron, Cab. Sauv. dominiert, jährliche Produktion rund 300.000 Flaschen. Vergoren werden die einzelnen Rebsorten und Lagen getrennt, dann Mischung zur Cuvée und Ausbau in 80% neuen Holzfässern. Aufzuckerung und Konzentrator werden nicht eingesetzt.

Verkostete Weine :

 

Nach der Besichtigung von Pichon Longueville Baron kurzer Ausflug Richtung St. Estephe, an der Gironde entlang zurück nach Pauillac. Spaziergang in der Stadt, Hafenbesichtigung, Kaffee und Pastis in Hafencafé zur Erholung von den Strapazen des Abends davor.

14:00  Chateau Mouton Rothschild: Sehr traditioneller Betrieb mit Holzbottichen für die Gärung (allerdings modern mit Temparaturkontrolle ausgestattet) und sehr alten Kellern. Produktion ca. 280.000 Flaschenim Jahr, ca. 85% Cabernet Sauvignon und 15% Merlot. Ambiente inkl. Museum der Baronesse beeindruckend.

Verkostung des Jahrganges 2000: Sehr verhaltenes Bouquet, dunkelfruchtig. Voller Körper, schöne Frucht, sehr ausgewogen bis zu Neutralität. Ca. 96 Punkte.

16:30  Chateau Lynch Bages: Aus der Sicht unserer aus Deutschland stammenden Führerin waren wir eine halbe Stunde zu spät dran, aber trotz dieses Missverständnisses absolvierten wir diese Besichtigung in guter Laune (nicht zuletzt weil einer der Teilnehmer besonderes persönliches Interesse am Inhalt der etwas zu prall gefüllten roten Hose zeigte und sich zu durchaus eloquentem Small Talk aufschwang). Funktioneller Betrieb mit zeitgemäßer Ausstattung wie temperaturgesteuerten Stahltanks für die Gärung. Höherer Hektarertrag als z.B. Pichon. Alte Anlage blieb als Museum erhalten, durchaus interessant.

Verkostete Weine:

 

Genereller Eindruck der Chateau-Besichtigungen: Sehr professionelle, industriell angehauchte Produktion eines hochwertigen Produktes. Die Größe der Betriebe und die beachtliche Menge des von den einzelnen Betrieben jährlich erzeugten hochwertigen Weines ist beeindruckend und macht gleichzeitig auch die Bedeutung des Bordeaux im Vergleich zu anderen Gebieten wie z.B. Burgund aus.

 

Dann weiter mit dem Mietwagen nach Bouliac (nahe Bordeaux Richtung St. Emilion gelegen) in das Hotel/Restaurant Le Saint-James (1 Michelin Stern, Koch Jean-Marie Amat), einem architektonisch etwas gewöhnungsbedürftigen skurill modernen Gebäude – die Zimmer dürften in ihrer Anlage in etwa japanischen Wohnungen entsprechen. 

Das Abendessen im Haus verlief nicht besonders ansprechend, da das Service eher unaufmerksam war und der Sommelier völlig uninteressiert und nahezu wie ein Faun (u.a. empfahl er Valandraud als passenden Wein, ohne überhaupt unsere Speicenfolge zu kennen) wirkte. Die Küche war bemüht, die Unzahl der Akzente führte jedoch zu einem geschmacklichen Durcheinander. Fisch und Lamm OK, Dessert sehr gut. Am interessantesten ein knackiges Kraut namens Pourpier mit leicht säuerlichem Geschmack, das angeblich im Garten wie ein Unkraut wächst.

Die Weinkarte war ausgesprochen enttäuschend, da unübersichtlich und inhaltlich nicht so interessant wie erhofft.

Weine:

§         Bordeaux Blanc: Unerfreulich uninteressant

§         L’Oratoire 1996: Dunkles Granat mit Braunton. Bouquet nach Maggi (verflüchtig sich nach einer Weile). Im Geschmack Altton. Nicht sehr ansprechend – passt aber ganz gut zu Langusten + Artischocken + Eierschwammerl. 89 Punkte

§         La Mission 1996: Etwas mehr Körper, ansonsten fast ident mit L’Oratoire. 90 Punkte

 

Sa 22/09/01: Nach Auschecken aus dem Hotel zuerst zurück nach Bordeaux und Besichtigung der Stadt bei beginnendem Regen. Mittagessen im Restaurant Le Chapon Fin (durch Zufall stellen wir fest, dass der Chef mit dem Koch von Cordeillan-Bages ident ist – der muß das Gefühl bekommen haben, dass wir Fans von ihm sind), aufmerksames Service, sehr gutes Essen, preiswert – sehr zu empfehlen.

Weine:

§         Sociando-Mallet 1996: Dunkel, sehr dezentes Bouquet. Leichter Zibetton, voller Körper. 92 Punkte

§         Montrose 1995: Sehr dunkel, kühles dunkles Bouquet, leichter Zibetton, mittlerer Körper. Schöner Wein. 91 Punkte

 

 

Dann mit dem Mietwagen weiter nach St.Emilion in das Hotel/Restaurant Hostellerie Plaisance (1 Michelin Stern), das mitten in dieser unter Denkmalschutz stehenden mittelalterlichen Stadt (mit herrlichem Blick über die Stadt) liegt.

Abendessen im Haus: Kreative Küche u.a. mit Gemüsemenü, das nach der Völlerei der letzten Tage sehr gelegen kam und ausgezeichnet schmeckte. Aufmerksames Service, sehr empfehlenswert. Der Besitzer hat auch mehrere Weingüter in St. Emilion (Pavie, Monbousquet, Quinault).

Weine:

§         Jaboulet Chevalier de Starimberg, Hermitage blanc 1998: Bouquet etwas verhalten, im Start üppig, im Abgang etwas schwach. 92 Punkte

§         Monbousquet 1998: dunkel, Bouquet mit Hauch von Mocca. Im Geschmack dunkle Frucht mit sehr viel weichen Tanninen. 93 Punkte

§         Angelus 1995: Schwarzes Purpur, leichter Minzetouch, mit der Zeit aufsteigender Alkohol. Auch im Geschmack am Anfang eher kühl, blüht dann aber auf. Schöner Wein. 95 Punkte

§         Filhot 1935: Goldgelb, Hauch von Champignons mit Entwicklung zum Honigtopf. Für einen Sauterne relativ trocken, fast sherrymäßig, aber nicht so dick. Feine Säure im Abgang. 93 Punkte

 

So 23/09/01: Der jetzt doch etwas starke Regen macht den geplanten Ausflug in das Dordognetal mit Picknick hinfällig, statt dessen fahren wir nach Pomerol, um wenigstens aus dem Auto diverse Weingüter zu sehen. Dann wieder retour Richtung Bordeaux  mit Abstecher nach Libourne zu einem kleinen Mittagsmenü ins Restaurant Chez Servais. Essen und Wein nicht weiter bemerkenswert – einfache Küche aber gute Qualität, sehr nett. 

Dann endgültig zurück zum Flughafen. Aufgrund von Verzögerungen bei unserem geplanten Flug über Paris wird kurzfristig auf Flug via Lyon umdisponiert, was erfreulicherweise unsere Flugzeit insgesamt aber um eine Stunde verkürzt. Der Flug geht 18 Uhr ab und trifft um ca. 10 Uhr in Wien ein und verläuft abgesehen von den etwas strengeren Sicherheitskontrollen in Bordeaux ohne besondere Vorkommnisse. Insgesamt wieder eine informative und interessante Studienreise.

 

Teilnehmer: Kurt Ertlbauer, Wilfried Knapp, Burkhard Maier, Manfred Srna

 

2001-09-26/Schriftführer e.h.